Vom Scribbeln
Im 404 Blog hat T. Scott Stromberg mit „The Fine Art of Wireframes“ einen schönen Artikel zum Thema „Scribbeln“ (oder schreibt man das „Scribblen”?) geschrieben. Ein Aspekt des Design-Prozesses, den besonders der Mediengestalter-Nachwuchs immer konsequenter außer Acht lässt und den ich dennoch weiterhin für unverzichtbar halte.
Oder wie einer der Kommentatoren des Beitrags schreibt:
„In my mind drawing the craft of design to our clients is crucial. We are working in an age when the ability to deliver a digital product quickly has rendered the importance of our work questionable [...]“ matthew Smith
Das finde ich auch. Besonders im Hinblick auf die Gestaltung komplexer Websites ist die Auseinandersetzung mit der darzustellenden Informations-Struktur und der daraus resultierenden, von Stromberg immer wieder angesprochenen Architektur, ein steiniger Weg zu einem hehren Ziel. Bezüglich der Anmerkung eines weiteren Kommentatoren:
„[...] If I could just draw like that… [...]” Blaz
... möchte ich erwähnen, dass es beim Scribbeln weniger darauf ankommt, ein Kunstwerk zu erschaffen, sondern darum den kreativen Motor ans Laufen zu bekommen, in den berühmten „Flow“ zu kommen. Meist geht es noch nicht einmal darum, ein vorzeigbares Ergebnis zu erreichen, sondern mit ein paar flotten Strichen die Grundidee aus der Abstraktion der eigenen Gedanken in die sichtbare Realität zu transportieren.
Innerhalb vielleicht nur weniger Minuten eine Vielzahl an Variationen des gleichen Themas, der gleichen Grundidee zu visualisieren und auszuprobieren. Wie folgendes Beispiel zeigt, das innerhalb von 10 Minuten entstanden ist. Eine Umsetzung innerhalb von z. B. Indesign hätte bestimmt eine gute Stunde in Anspruch genommen.
Ein kleines Beispiel-Video? Gerne:
(An dieser Stelle: Danke, Sven für den Gawker-Tipp!)
Spinnen wir dies Bild weiter, schafft man durch dieses Ideen-Entrümpeln zudem in kurzer Zeit viel Raum im kreativen Geist in den neue Ideen einziehen können. Und das deutlich flotter, als man das mit Pixelgeschubse in Photoshop und Mausklicken in Flash jemals erreichen kann.
Und seien wir mal ehrlich? Ein paar gerade Striche wird ja doch noch jeder Kreative auf ein Blatt Papier bekommen?
Ein paar Tipps zum Scribbeln möchte ich dann auch noch loswerden:
- Als Stift benutze ich entweder einen Fineliner (z. Zt. ECCO-Pigment von Faber Castell) oder einen 0,7er-Druckbleistift mit HB-Minen (beides ebenfalls von Faber Castell). Einen normalen Bleistift empfehle ich nicht, da man diese zwischendrin anspitzen muss und dies einen eventuell nur ausbremst.
- Das Papier auf dem man scribbelt sollte groß genug sein, um viele Ideen zu greifen. In meiner Tasche habe ich dazu ein A5-Moleskine-Skizzenbuch, auf meinem Schreibtisch liegen ein A4-Ringbuch, das ich auch mit in Meetings nehmen kann oder ein A3-Skizzenbuch, wenn es mal richtig groß werden muss.
- Wenn Scribbles koloriert werden müssen benutze ich dazu die neuen PITT artist Penn (natürlich von Faber Castell, ich liebe Faber Castell, und nein: dies ist kein gekaufter Blog-Artikel, dies ist Fandom). Der Vorteil bei dieser Art von Stift ist die Pinselspitze, mit der sich verschiedene Strichstärken mit einem Stift realisieren lassen. Falls ich doch mal etwas feinere Stifte für Farben brauche, werde ich dem Grafen untreu und greife auf Stabilo point 88 mini zurück.
- Und der wichtigste Tipp am Schluss: Radieren ist nicht! Zumindest nicht bei den ersten Scribbles, die nur dazu dienen den Rotz aus dem Kopf zu kriegen. Geht es um Fein-Scribbles, die man eventuell sogar mit dem Kunden durchsprechen möchte (siehe Bild oben), kann man natürlich korrigierend eingreifen. Auch deshalb ist der Druckbleistift super: Da ist oben ein guter Radierer drin.
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Dies hier ist schamlos und komplett von _ben geklaut. Der findet das aber großartig.